Rechnung aus Hinspiel beglichen
Mit viel Spaß und Mut hat die MTG Wangen in der Württembergliga die imposante Siegesserie des VfL Waiblingen II gestoppt. Ein großes Lob gebührt der Torhüterin. Von Nico Brunetti
Wangen - Der Gegner der MTG Wangen hatte es in sich. Mit dem VfL Waiblingen II reiste ein Team im absoluten Formhoch an – die Reserve des Frauen-Zweitligisten gewann in der Handball-Württembergliga sieben Spiele in Folge. Wangen interessierte das aber herzlich wenig. Die Allgäuerinnen spielten am Samstagabend ohne Ehrfurcht und fügten den Gästen die erste Niederlage seit dem 4. November 2023 (18:22 bei der SU Neckarsulm II) zu. Vor rund 200 Zuschauern in der heimischen Argenhalle jubelten die MTG-Frauen über einen 28:27 (14:13)-Sieg.
Und das ohne die Stammtorhüterin Johanna Schweizer. Sie wird Wangen wegen eines Handgelenkbruchs rund sechs Wochen fehlen. „Das tut uns sehr weh“, meinte MTG-Trainer Christoph Hörmann. Der Ausfall bereitet ihm aber deutlich weniger Bauchschmerzen, wenn Michaela Fricker ihre Leistung von Samstag wiederholt. „Sie ist ins kalte Wasser gesprungen und hat es super gemacht“, lobte Hörmann.
Marina Gabriel markiert das entscheidende Tor
Fricker war eine der Garantinnen für den Heimsieg gegen Waiblingen II. Immer wieder gelangen ihr Paraden und steigerte damit die Aggression auf der Bank des Gegners. VfL-Cheftrainerin Lara Feßmann ärgerte sich unter anderem sehr über Frickers Fußparade gegen Leni Tschanter in Minute 53. Ihre erhöhte Unzufriedenheit ergab sich auch aus dem Spielstand. Wangen führte zu diesem Zeitpunkt mit 24:21, nun musste der VfL liefern. Und die Gäste lieferten auch: In der 56. Minute gelang Isa Lara Hage der 25:25-Ausgleich. „Wir sind ein bisschen zu hektisch geworden. Wir sind noch dran an der Coolness“, sagte Hörmann. Aus der kleinen Schwächephase arbeitete sich sein Team aber noch heraus. Marina Gabriel markierte fünf Sekunden vor Schluss den entscheidenden 28:26-Treffer. Der verwandelte Siebenmeter von Waiblingens bester Torschützin Anica Müller (neun Treffer) sowie die Disqualifikation für die Wangenerin Chantal Ferreiro spielten keine Rolle mehr.
Das Trainerteam um Hörmann durfte sich selbst auch auf die Schulter klopfen. Trotz 14:13-Führung nach einer umkämpften ersten Halbzeit wählte die MTG taktisch einen etwas anderen Ansatz und störte den VfL nun früher. „Sie haben gute Rückraumschützinnen. Wir sind es deshalb mit einer offensiveren Abwehr angegangen. Das hat gut funktioniert“, bekräftigte Hörmann. Wangen lag nahezu die gesamte zweite Halbzeit mit drei Toren vorne – insbesondere Ferreiro trat mit drei Treffern zwischen der 45. und 51. Minute besonders positiv in Erscheinung.
Taktische Umstellung begünstigt Sieg
Es zeigte sich, dass es sich lohnt, immer wieder den Plan zu überprüfen. Beim 21:22 im Hinspiel kassierte die MTG viele Kreistore, deshalb gingen es die Gastgeber zunächst mit einer tieferen Formation an. Das war nicht verkehrt, schließlich führten die Wangerinnen knapp. Mit der Taktik in der zweiten Hälfte drückte die MTG dem Handballspiel aber noch einmal mehr ihren Stempel auf.
Hörmann befriedigte der Sieg sehr. „Wir hatten im Hinspiel über 50 Minuten geführt und noch verloren. Da war noch eine ganz große Rechnung“, betonte der MTG-Trainer. „Ein bisschen glücklich reingerutscht“, sind die Wangerinnen in der Württembergliga nun gerade so richtig erfolgreich. Der 28:27-Sieg gegen Waiblingen II war schon der dritte Sieg in Folge. „Wir können uns nicht beschweren“, so Hörmann. Seine Mannschaft bestätigte gegen den Tabellendritten auch den positiven Eindruck vom Jahresauftakt (29:24-Sieg bei der SG Hofen/Hüttlingen). Für den MTG-Trainer kam die Winterpause genau richtig. „Es war gut, sich auch mal ein, zwei Wochen nicht mit Handball zu beschäftigen. Wir sind mit Zug rausgekommen, sind frisch im Kopf“, skizzierte Hörmann.
Der Spaß am Handballspielen war bei der MTG am Samstag kaum zu übersehen, allen voran die vierfache Torschützin Katrin Aumann auf der linken Seite stach einem häufig mit einem Lächeln ins Auge. „Die Stimmung war schon beim Warmmachen super. Die ganze Bank und auch die Halle am Ende sind super mitgegangen“, sagte Hörmann.
Komfortable Tabellensituation
Mit seinem Team möchte er daran ansetzen und sich nicht auf keinen Fall ausruhen. Zwar steht die MTG Wangen mit 14 Punkten aktuell in der Württembergliga sicher auf Rang sechs im Tabellenmittelfeld. „Das geht aber relativ schnell nach unten, wir wollen nicht in den Strudel reingeraten“, betonte Hörmann.
Die Herausforderung am kommenden Sonntag ist groß: Wangen gastiert um 15 Uhr beim Tabellenzweiten TV 1895 Flein, der das Hinspiel mit 35:30 für sich entschied. Mit der Leistung aus dem Waiblingen-Spiel und der aktuellen Lust am Sport darf sich Wangen aber auch dort etwas ausrechnen.
Für die MTG Wangen spielten: Fricker, Hess (Tor); Schwanninger (5 Tore, 2 Siebenmeter/2 Tore), Karpf (3), Walser, Becker (1), Gabriel (2), Zeiske (2), N. Schirnik (3), Rasch, J. Schirnik (4, 2/1), Aumann (4), Ferreiro (3), Schmid.